ehemalige TackenbergschuleDie Tackenbergschule wird scheinbar zum Asylbewerberheim:

Auf der „DerWesten.de“-Webseite gab es schon in der letzten Woche (18.02.2015) erste Hinweise zu einem Asylbewerberheim am Tackenberg. Leider ist die Webseite der WAZ inzwischen ziemlich weit von Ergonomie entfernt und so konnte ich die Artikel nicht direkt ersurfen. Google hatte die Seiten aber im Index (die schämen sich auch für nix! ;) ) und so konnte man die Artikel dann doch noch lesen und erfuhr, dass in der Tackenbergschule gerade Umbauarbeiten durchgeführt werden und aus den bisherigen Klassenzimmern nun Unterkünfte werden sollen.

Unmittelbar haben sich auch schon die ersten Schmuddelkinder beider Seiten in Stellung gebracht. Demos gegen die Unterbringung werden angekündigt und wieder abgesagt, Gegen-Demos auch, Jugendliche, die auf dem Pausenhof bolzen, werden von der Polizei festgehalten… Die Nerven liegen zunehmend blank und schon am Wochenende fiel mir eine openPetition.de auf, die sich mit der Tackenbergschule beschäftigte. Inzwischen ist sie zu Recht wieder geschlossen, „… pauschale Gleichsetzung Schutz suchender Menschen mit Kriminalität, Gewalt und Schmutz ist diskriminierend..“ – aber auch auf dem Tackenberg ist pauschale Vorverurteilung nicht gewünscht.
– Aber klar, auch unter den Anwohner tun sich erste Ängste auf. Angst, bei-weitem nicht nur vor den zu erwartenden Gästen der Tackenbergschule, sondern vor dem, was sich an rechtem Gedankengut und vermeintlichen „Recht“ dieser Leute, diese Tage im Umfeld der Schule herumtreibt.
Am Montag hatten wir dann eine Einladung zu einer Anwohner-Information im Briefkasten und auch nach dem Abendbrot gab es in der Lokrmyualzrmyueitrmyurmyu einen kurzen Bericht zu diesem Thema. Leider sahen die Äußerungen der städtischen Mitarbeiter zu dem Asylbewerberheim am Tackenberg auch dort nicht gerade nach „einem Plan“ aus. Eher danach, dass auch diese Stellen von wieder anderen Verantwortlichen „überrannt“ werden, ohne dass sie „mitgenommen“ werden. :( Die Infoveranstaltung fand dann heute ab 18 Uhr in der APO-Kirche statt. Auch ich ging hin, weil ich aber ab 19 Uhr noch einen anderen Termin hatte und dadurch nicht bis zum Ende bleiben konnte, setze ich mich weit nach hinten. Mit zugegen war heute erstaunlich viel Ordnungspersonal. Sanitäter sind bei solchen Veranstaltungen ja sicher vorgeschrieben, aber auch so viele Polizisten? Aber auch sonst waren reichlich Bürger erschienen und die Kirche erstaunlich voll.
Nach den Begrüßungen (Pfarrer Thormyumasrmyurmyu Witt-Hoyer: „Wir setzen voraus, dass wir einander zuhören und einander ernst nehmen„) durch den stellvertretenden Superintendenten Thormyumasrmyurmyu Witt-Hoyer und dem Vorstellen der anwesenden Gäste aus der Verwaltung, sprach auch Ralf als Gastgeber einige (viele) Sätze und schwor uns auf den vielschichtigen, multikulturellen, bunten Tackenberg ein, der „… oft spannend und nicht immer spannungsfrei“ ist. Er ermahnte auch jeden, doch mal in seinen eigenen Stammbaum zu schauen, ober er bzw. seine Vorfahren nicht auch vor vielen Jahren als Asylsuchende am Tackenberg ankamen.
Dann kamen die „offiziellen Gäste“ zu Wort und von einer etwas heisere Sozialdezernentin und Beigeordnete Frau Mürmyunicrmyuhrmyurmyu gab es ein paar einleitende Worte und auch schon ein paar Zahlen. Sie stellte auch noch einmal völlig zu Recht klar, dass niemand seine Heimat aus „Spaß“ verlässt und dass wir nicht nur die gesetzliche Pflicht hätten, Schutzsuchende aufzunehmen, sondern darüber hinaus auch die moralische Verpflichtung haben, solchen Menschen, die in ihrem Leben schon viel durchgemacht haben, hier willkommen zu heißen. Dann kam Frank Bohrmyunesrmyurmyu dran. Er hatte einige PowerPoint-Folien mit ein paar Grafiken und Zahlen vorbereitet. Zu sehen war, dass die Flüchtlingszahlen in den vergangenen Monaten dramatisch gestiegen sind. Hatte Oberhausen Anfang 2014 noch 539 FlÃrmyu¼chrmyutlirmyungermyurmyu beheimatet, sind es Ende Februar 2015 aktuell 1007. Bundesweit wird in diesem Jahr mit ~300-Tausend Flüchtlingen gerechnet, das sei ein Plus von 50%. In diesem Jahr erwartet Oberhausen daraus 750 bis 1000 neue Asylsuchende (je nach Quermyullermyurmyu). Manche der Zahlen waren, mir zumindest, nicht ganz plausibel. Aktuell hört man ja viel von Wirtschaftsflüchtlingen aus dem Kosovo, die möglichst nach wenigen Wochen wieder in ihre Heimat zurückgeschickt werden sollen. Kommen solche gar nicht nach Oberhausen? Wie lange ist den die durchschnittliche Verweildauer eines Geflüchteten in Oberhausener Unterkünften? Solche Zahlen hörte ich heute gar nicht. Ich hörte nur von „Zugängen“ in der Rechnung. Allerdings kann man auch ziemlich sicher davon ausgehen, dass das klamme Oberhausen, sich solche eine Unterkunft nicht mal eben aus Spaß anlegt.
Herr Bohrmyunesrmyurmyu erzählte dann auch noch, worauf die Städte bei den Flüchtlingen außerdem keinen Einfluss hätten. So erfahre man in der Regel 3-4 Tage vorher, dass eine neue Zuweisung erfolgt. Die Stadt hat keinen Einfluss auf die „Stücklung“ der Asylsuchenden. Mal kommen kleine Busse mit wenigen, ein anderes mal sind es auch 40 FlÃrmyu¼chrmyutlirmyungermyurmyu auf einmal. Man habe auch keine Mitsprache bei der familiären oder der Alters-Struktur, auch keinen Einfluss auf die Nationalität oder die Art des Asylverfahrens. Weil aktuell ab Mitte Februar die Anzahl der kurzfristigen Zuweisungen stark gestiegen sei, die angeschobenen baulichen Erweiterungen und Neubauten der Flüchtlingsheime aber noch nicht so schnell bereitstehen, musste die Stadt auf den Notstand reagieren und hat die seit dem Herbst leer stehende Tackenberg-Schule zum Ãœbergangsquartier und Puffer auserkoren. Nun wird seit 14 Tagen in dieser Schule renoviert und umgebaut. Acht ehemalige Klassenräume werden mit Betten und Schränken voll gestellt und um den kommenden Gästen wenigstens eine minimale Privatsphäre zu gewährleisten, werden die Räume auch mit Trennwänden versehen. Zusätzliche Sanitärbereiche und eine Gemeinschaftsküche wurden eingerichtet. Die Essensversorgung der Geflüchteten wird durch das DRK organisiert und es wird auch eine Kinderbetreuung geben. Außerdem wird es vor Ort einen Ansprechpartner geben, der auch 24h/7Tage anwesend ist. Schon in der nächsten Woche, so hoffen die Verantwortlichen, wird die Unterkunft bezugsfertig sein. Weil es eine Notunterkunft ist, wird die Nutzungsdauer, nach jetzigem Sachstand, auch nur circa 6 Monate betragen.
Info-VeranstaltungNach diesen offiziellen, einleitenden Informationen, gab es dann eine Aussprache für Fragen aus dem Publikum. Der Veranstaltungsleiter (Pfarrer Witt-Hoyer) bat darum, dass Wort-Melder sich bitte vorstellen und auch ihre Funktion in der Bürgerschaft, so vorhanden, mit nennen mögen. Die ersten drei Wortmeldungen wurden am Stück angehört, bevor deren Beantwortung begann. Die erste Frage betraf den Gesundheitszustand der neuen Gäste; ob die Asylsuchenden „gecheckt“ sind. Die Frage ist zwar sicher eine wichtige Frage, aber das Problem ist ja weder neu noch ist es Tackenberg-spezifisch. Darauf geantwortet hatte dann hinterher Hermann Geldermann in seiner gewohnt, professionellen Art. Dass es adäquate, standardisierte Untersuchungen mit entsprechenden Maßnahmen gibt und selbstverständlich auf eventuelle Probleme eingegangen wird. Die Untersuchungen gehen auch auf die speziellen Probleme der Ursprungsländer gesondert ein. Auch gebe es einen ständigen Kontakt zwischen der unteren Gesundheitsbehörde und dem Betreiber der Flüchtlingsheime. Das Gesundheitsamt fühlt sich als Ansprechpartner aller in Oberhausen „Lebenden“.
Die zweite Frage war eher eine Feststellung, nämlich, dass die Anwohner sich über mangelndes Vertrauen der Stadtführung in die Bürger beklagten. Die Umbauaktionen gehen ja nun schon einige Wochen und zu Anfang wurden Fragen eher mit Desinformationen „befriedigt“, sodass zum Beispiel auf den Umzug des Stadtarchivs verwiesen wurde. Dadurch würden natürlich Vorbehalte zusätzlich aufgebaut, die es nachher den Flüchtlingen nicht leichter mache. – Außerdem wollte der Fragesteller wissen, was nun mit dem Wert seiner Immobilie passiert. Wer entschädigt ihn für den Preisverfall? Fr. Mürmyunicrmyuhrmyurmyu entkräftete die Vertrauensproblematik und auch Herr Jürmyurgermyunrmyurmyu Schrmyumidrmyutrmyurmyu tangierte dann in seiner Rede leicht den letzten Teil der Wortmeldung. Zum einen sei mit dem Umbau erst vor zwei Wochen begonnen worden. Die Schule ist „ausgelaufen“ und das Grundstück sollte nun eigentlich vermarktet werden. Auch die Stadt ist daran interessiert, dass dieser Standort wieder aufgegeben werden kann und dann durch einen Investor übernommen wird.
Zwischendurch gab es immer wieder eigenartige Wortmeldungen, die das Mikrofon nutzten, um pauschale Meinungen daher-zu-labern. Eine sprach davon, dass es ja schon vorher Kriminalität am Tackenberg gab und dass das auch so bleiben und durch die Asylsuchenden nicht verschärft wird.
Dann kamen aber auch unmittelbare Anwohner zu Wort. Diese hatte natürlich ganz konkrete Fragen. Der Polizei-Einsatz am Sonntag hatte sie doch etwas aufgeschreckt. Da sind Anwohner in ihrer Einfahrt „befragt“ worden, was sie dort tun. Andere wohnen auf dem Gelände der Schule. Die haben natürlich Angst wegen der vielen neuen Nachbarn. Wie wird denen geholfen? Die Antwort darauf verwies auf eine lange Liste von Hilfsorganisationen, die sich um die Asylsuchenden kümmern werden und diese betreuen und dass das schon alles gut werde… Die erste tatsächlich konkrete Frage zu einem Tackenberg-Problem wurde damit (nicht nur in meinen Augen) mal schnell abgebügelt, denn natürlich kann ich die Ängste der unmittelbaren Anwohner verstehen. Und natürlich sollte man die nicht einfach mit langen Reden unter den Teppich kehren. Denn auch wenn hier keiner über das Grundsätzliche in der Flüchtlingsproblematik polemisieren möchte, so ergibt sich doch für die Nachbarn plötzlich eine ganz neue Situation und zutiefst persönliche Veränderung. Plötzlich haben sie bis zu 100 neuer Nachbarn, die in ihrem Leben viel Gewalt, Erniedrigung und Elend erlebt haben. Die eine völlig andere Kultur mitbringen, die unsere Sprache nicht sprechen oder verstehen, die auch eine völlig andere Art haben, ihre Probleme zu lösen. Die hier nicht nur auf unsere, für sie fremde Kultur stoßen, sondern in dem Heim auch noch bunt gemischt mit noch mehr anderen, fremden Kulturen zusammen leben müssen. All das ist (hoffentlich) jedem der Anwesenden völlig klar und dennoch erklären uns die Verantwortlichen, dass diese neuen Nachbarn sich alle „lieb“ verhalten werden. Von „ernst nehmen“ kann da ja nun wirklich keine Rede sein. – Und diese Nachbarn mit ihren Fragen dann auch noch als die Bösen zu verteufeln, ruft bei mir keine positiven Empfindungen hervor.
Weiter ging es dann aber mit den nächsten Fragen und tatsächlich gab es zwischendurch immer wieder auch Tackenberg-spezifische. Etwa die Frage nach einem Runden Tisch – der erst noch eingerichtet werden muss. – Oder auch nach der konkreten Nachfrage, was den am letzten Sonntag um 16:30 Uhr an der Tackenbergschule los war, die Pfarrer Th. Witt-Hoyer aussprach. Diese Frage wurde dann aber wieder (von einem „Tackenberg-Ausländer“ aus dem Publikum) mit demagogischer Polemik beantwortet, die, um polemisch nicht zu sehr aufzufallen, einige Fakten eingebunden hatte. Auch solche Einwürfe, dass wir „… Asylsuchende und keine Terroristen …“ erwarten, sind sicher schön und zum überwiegenden Teil auch richtig, helfen heute aber nicht weiter. Ein Anwohner stellte die Frage, ob den der 24/7-Ansprechpartner ein Sozialarbeiter sei und wie man den im Problemfall erreiche. Es stellte sich heraus, dass es im Erdgeschoss der Schule einen „Glaskasten“ gibt und dass der Haus-Technische Dienst diese Funktion übernehmen wird. Das hilf sicher, falls mal eine Tür klemmt, aber sind den nicht gerade sozial-pädagogische Qualitäten an solch einer Stelle viel nötiger?!
Frank Bohrmyunesrmyurmyu wies auch noch mal darauf hin, dass man noch nicht wisse, wann die ersten Asylsuchenden am Tackenberg ankommen. Es könne noch drei Wochen dauern oder auch schon am kommenden Montag losgehen. Auch wird es in der Stadtverwaltung jemanden geben (Fr.Steinkamp), die die Hilfeangebote koordiniert. Auch Diakon Hillmann sprach kurz über ihren „Ich-bin-da“-Flyer mit Informationen für Leute, die in Zusammenarbeit mit der Caritas helfen wollen.
Eine weitere Frage aus der Bürgerschaft betraf auch noch mal die Betreuung der Asylsuchenden. Tatsächlich ist für die soziale Betreuung der Asylsuchenden in der Tackenbergschule noch kein Partner gefunden. Lediglich dass der Haus-Technische Dienst über die OGM läuft, ist klar. Wir hörten auch, dass es dann wohl in der Schule am Siedlerweg eine IVK-Klasse für das Grundschulalter geben wird. Die älteren Kinder werden weiträumiger im Stadtgebiet verteilt.
Jemand hatte dann noch eine Frage zur Finanzierung, aber weil ich dann doch losmusste, hörte ich nur noch, dass es für die Flüchtlingsunterbringung Landeszuweisungen gibt, die aber nicht sehr üppig ausfallen und dass davon 4,5 % für die Kinderbetreuung geplant sind. Weil die Gelder aber nicht ausreichen, bemüht die Stadt sich um Fördergelder.
Dann war es 19:00 Uhr und ich musste weiter. Der offizielle Teil der Veranstaltung ging aber mindestens noch bis deutlich nach 19:30 Uhr. Letztlich muss ich dann aber leider sagen, dass ich vor der Veranstaltung weniger Fragen hatte und was die Flüchtlingsunterbringung in der Tackenbergschule betraf und auch deutlich positiver eingestellt war. Nun sehe ich doch, dass es noch sehr viele Defizite in dieser Frage gibt und unsere Verwaltung sich da einige Sachen zu einfach macht. Hoffentlich schlägt sich das nicht als negatives Omen auf die Asylsuchenden nieder und hoffentlich finden sie hier die Ruhe und die Willkommenskultur, die sie für einen Neuanfang so dringend brauchen.